Während des Zweiten Weltkrieges versuchte Deutschlands nationalsozialistisches Regime durch den Abbau und die Verschwelung des am Fuße der Schwäbischen Alb zu findenden sog. Ölschiefers (Lias epsilon) Treibstoff zu gewinnen für die Kriegsmaschinerie. So entstanden in den Jahren 1942 und 1943 im Raum Balingen/Schömberg zunächst drei von Firmen betriebene Versuchsanlagen. In einer zweiten Phase, ab September 1944, wurde dann im Bereich von Dusslingen und Nehren (Landkreis Tübingen) bis nach Zepfenhan (Landkreis Rottweil) mit dem Bau von insgesamt zehn Ölschieferwerken begonnen. Lediglich vier der Werke nahmen bis Kriegsende die Produktion auf.
In sieben dazugehörigen Lagern waren rund 12.000 KZ-Häftlinge untergebracht, deren Arbeitskraft beim Aufbau und Betrieb der Anlagen äußerst brutal ausgebeutet wurde. Das gesamte Unternehmen hatte den Decknamen „Wüste". Etwa 3500 Menschen wurden bei diesem irrsinnigen Unternehmen innerhalb eines Jahres zu Tode geschunden, nur um ein paar Tausend Liter Öl zu gewinnen.
Öl wurde aus dem gebrochenen Schiefer durch Verschwelung und anschließende Kondensation der dabei ausgetretenen Dämpfe gewonnen. Bei dem geringen Ölgehalt des hiesigen Schiefers stand die Ausbeute in einem krassen Missverhältnis zum Energie- und Arbeitsaufwand. Die gängigste und einfachste Art der Verschwelung war das Meilerverfahren. Es wurde in den Wüste-Werken angewandt. Daneben gab es noch das vertikal arbeitende Hubofen-Verfahren (Frommern) und die Untertage-Verschwelung in Stollen (Schörzingen).
Die sieben Lager des Unternehmens „Wüste“ waren Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (Elsaß). Zu den Häftlingen des Widerstands aus Frankreich, den Benelux-Ländern und Norwegen kamen später über das KZ Auschwitz noch Häftlinge aus Estland, Litauen und Polen hinzu, viele davon Juden.
Die mit Stacheldrahtzaun und Wachtürmen versehenen Lager wurden im Auftrag der SS eingerichtet und unterhalten. Den Aufbau übernahm die Organisation Todt (OT). Die Größe war sehr unterschiedlich . Von den größeren Lagern wurden die Häftlinge auf 2-3 Wüste-Werke verteilt. Je größer das Lager, desto katastrophaler war die Gesamtsituation, vor allem aber die Versorgung und die hygienischen Verhältnisse der Häftlinge. So starben z.B. allein im KZ Dautmergen mehr als 1600 Häftlinge wegen Nahrungsmangel , Krankheit und körperlicher Misshandlung. In allen betroffenen Ortschaften sind Fälle bekannt, wo die Einwohner den Gefangenen trotz strengen Verbots heimlich Nahrungsmittel zukommen ließen. In kleineren Lagern, wie Erzingen oder Frommern, war die Zahl der Toten relativ gering.
Beim Näherrücken der Alliierten, wurden die KZ-Häftlinge ab Mitte April 1945 mit dem Ziel Dachau zum Teil mit der Bahn abtransportiert, zum Teil auf Todesmärschen in diese Richtung getrieben, wobei bis zur Befreiung in Oberschwaben noch zahlreiche der geschwächten Häftlinge die Strapazen und Misshandlungen nicht überlebten.