Mit dem Bau des Wüste-Werks 3 in Engstlatt wurde im Spätsommer 1944 begonnen. Hinter der Bahnlinie im Gewann Ried/Riedhalde wurde nach der Beschlagnahme des Areals auf einer Fläche von ca. 19 Hektar in kürzester Zeit eine Großbaustelle eingerichtet. Der von den Bahngleisen aus gesehen vordere Teil der Fläche war mit Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung des Schieferöls (Meilerfeld, Kondensation) belegt, einschließlich eines separaten Bahnanschlusses. Im hinteren Teil, südöstlich des heutigen Schafhauses, befand sich der Schieferbruch.
Produktionsstätten und Arbeitslager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter richtete die Organisation Todt (OT) ein. Als Unterkünfte dienten der Saal der Bahnhofswirtschaft, der Dachraum einer Schuhfabrik, die Baracke einer heute noch bestehenden Textilfabrik sowie eines der beiden Schulgebäude bei der Kirche. Außerdem entstanden Baracken im Tal und am Bahnübergang Dehnhalde als zusätzliche Quartiere. Gleichzeitig errichtete das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps auf dem hiesigen Sportplatz eine Fahrzeughalle mit einer Fläche von 515 Quadratmetern.
Ab Herbst 1944 waren zusätzlich Häftlinge des KZ Bisingen auf der Baustelle im Einsatz. In Kolonnen von 300 bis 400 Mann kamen sie täglich zu Fuß nach Engstlatt, oder sie wurden mit der Bahn in offenen Waggons transportiert . Sie mussten nicht nur schwerste körperliche Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen ohne ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und mit unzulänglicher Kleidung bei allen Wetterlagen verrichten. Sie waren überdies täglichen Schikanen und Schlägen durch die Wachleute ausgesetzt. Zeugen berichten auch von Erschießungen von jenen Häftlingen, die zum Arbeiten bereits zu schwach waren. Privatpersonen war das Betreten des Geländes ebenso untersagt wie die Versorgung der Häftlinge mit Lebensmitteln und Wasser.
Das Bisinger KZ zählte 4150 Gefangene. 1187 dieser Menschen sind auf den Baustellen in Bisingen, Nehren und Engstlatt ums Leben gekommen. Vom Ölschieferwerk bis zur Eyach, unweit der Böllatmühle, mussten die Häftlinge eine Wasserleitung graben und verlegen; eine Arbeit, die Berichten zufolge 150 Todesfälle forderte. Als im Oktober 1944 ein mit etwa 1500 Häftlingen beladener Zug auf dem Engstlatter Bahnhof Halt machte, wurden 36 Tote aus den Waggons geholt.
Bis zum Einmarsch der Alliierten am 20. April 1945 war in Engstlatt kein einziger Tropfen Öl gewonnen worden. Die Rekultivierung des Geländes erfolgte in den Jahren 1949/1950. Übrig blieb lediglich ein Backsteinbau, der zunächst als Transformatorenstation vorgesehen war und später von privater Seite landwirtschaftlich genutzt wurde.